Kompromißlose Rhythmusarbeit: ein Portrait des Schlagzeugers Jens van der Glaas (Mainzer Allgemeine Zeitung, 1993)
(Thomas Hirschbiegel) Die Verbindung ist nicht sofort augenfällig, doch sie ist vorhanden. Zwischen "Sielwolf" und "Jazz Romance" aus Frankfurt, "Big Tuna" aus Berlin sowie "Turned Around Turtles" und "Nails on the Floor" aus Wiesbaden besteht ein gemeinsamer Nenner: Jens van der Glaas, 28-jähriger Kosmopolit mit Wohnsitz in Wiesbaden.Sein energetisches Schlagzeugspiel ist auf den Alben und während der Live-Auftritte dieser Formationen ein Garant für kompromißlos vorwärtstreibende Rhythmusarbeit von makelloser Prägung und dynamischer Gestaltung. Dabei tut es nichts zur Sache, daß die fünf Formationen fünf unterschiedlichen Stilrichtungen zuzuordnen sind. "Wichtig für mich", so van der Glaas, "sind Überzeugungskraft der Musik und Engagement der Musiker mit denen ich zusammenarbeite. Jede der Bands weist auf ihre Art Qualitäten auf, die mich in die Lage versetzen, die entsprechenden Grooves zu spielen und dabei noch eine Menge Spaß zu haben".
Das herausragende Moment des studierten Percussionisten ist seine hohe Variabilität. Für die von der Kritik hochgelobte und samplinglastige Neo-Destruktivismus-Formation "Sielwolf" zeichnet er für Drum-Programmierungen auf den CD-Produktionen und synthesizer-unterstützte Rhythmus-Wucht auf der Bühne verantwortlich. Klar strukturierte Pattern, wirkungsvoll durchsetzt von ausgefeilten Verschiebungen und vertrackten Figuren, liefert er zu den frischen Gitarren-Pop-Klängen von "Big Tuna", die soeben mit "Planat Gorbatchev" ein beachtliches Plattendebüt feierten. Feinfühlig nimmt sich sein Spiel im Rahmen der "Jazz Romance" aus, peitschend und hitzig mit der Ska-Kapelle "The Turned Around Turtles" sowie dem Rock-Trio "Nails on the Floor".
"Natürlich kostet es einige Energie derartig vielen Projekten parallel gerecht zu werden", erklärt Jens van der Glaas, "doch all die Anstrengungen und terminlichen Koordinationen werden wettgemacht durch die nicht selten äußerst zufriedenstellen Ergebnisse - egal, ob im Studio oder im Konzert".
Als exakter Taktgeber lokaler Größen wie "Ten Little Indians" und "Billies Nightmare" verschaffte sich van der Glaas bereits vor Jahren einen hervorragenden Ruf als einer der versiertesten Vertreter seines Genres im Rhein-Main-Gebiet. Wohin die kreative Entwicklung ihn in der nächsten Zeit treiben wird, lässt der sympathische Allrounder bewußt offen: "Ich denke, daß auf vielen musikalischen Feldern wirklich gute Arbeit geleistet wird. Ich bin zu jeder Innovation bereit".